Früher war angeblich alles besser. Die Welt weniger hektisch, die Menschen weniger gestresst. Und Männer und Frauen fanden noch anders zueinander: Sonntags ging es erst zum Gottesdienst, später am Nachmittag ins Tanzcafé. Heute bahnt sich die Liebe in der Welt des Internets an, hinter dem leuchtenden 12 Zoll Monitor oder dem Smartphone Screen. War früher wirklich alles besser – oder eröffnet uns die Liebe 2.0 ungeahnte Möglichkeiten?
Das Dating – von früher bis heute
Helen Morrison war eine Vorkämpferin in Sachen moderne Liebe. Sie gab 1727 in einer Zeitung in Manchester die erste dokumentierte Kontaktanzeige auf – und landete deswegen prompt im Irrenhaus.
Heute zaubert uns die klassische Zeitungsannonce nur ein müdes Lächeln ins Gesicht – denn heute wird vor allem online gesucht. Nach der großen Liebe. Oder nach dem kleinen Sex-Abenteuer. Und das Geschäft mit der Internet-Liebe boomt außerordentlich: Unzählige Internet-Plattformen wie Single-Börsen, Online-Partnervermittlungen oder Dating-Apps laden zur Partnersuche ein. Und die Einladung wird gerne angenommen – etwa 8,4 Millionen von 14 Millionen Singles in Deutschland sind in Online-Dating-Börsen aktiv und versuchen im Internet-Dating-Dschungel ihr Glück.
Unterschiedliche Plattformen im Überblick
Plattform | Nutzerverhalten | Kosten | Suche | Verhältnis Männer/Frauen |
Singlebörsen | Suche nach Flirts und neuen Kontakten | Meist niedriges bis mittleres Preissegment | Suche erfolgt durch den Nutzer | Gelegentlich Männerüberschuss, daher oft für Frauen kostenlos |
Online-Partnervermittlung | Suche nach fester Partnerschaft | Meist höheres Preissegment | Suche erfolgt durch den Anbieter | Meist ausgeglichenes Verhältnis Männer und Frauen |
Dating App | Suche nach zwanglosen Dates und sexuellen Abenteuern | Für Frauen meist kostenlos, Männer zahlen je nach Anbieter | Suche erfolgt durch den Nutzer | Meist Männerüberschuss, daher oft für Frauen kostenlos |
Singlebörsen
Singlebörsen funktionieren ähnlich wie Online-Partnervermittlungen: Auch sie bieten den Nutzern die Möglichkeit, im Internet seinen Traumpartner zu finden. Allerdings sehen sich die Singlebörsen dabei lediglich als Zufallsbeschleuniger. Ganz nach dem Motto „Do it yourself“ müssen Mitglieder unter den Registrierten selbst suchen – und zwar nach Optik und Angaben zur Person. Singlebörsen stellen also lediglich die Infrastruktur für das Online-Dating zur Verfügung.
Diese Plattformen weisen nicht selten einen höheren Männeranteil auf. Was möglicherweise daran liegt, dass Männer eher nach einem schnellen Flirt suchen. Da kommen ihnen die Singlebörsen entgegen – denn dort führt der Weg zur Herzensdame schneller und ohne Umwege des Ausfüllens eines Persönlichkeitstests wie bei den Online-Partnervermittlungen. Somit eignen sich Singlebörsen besser zum zwanglosen Kennenlernen und schnellen Flirten. Und sie ziehen tendenziell eher jüngere Leute an, die es vielleicht nicht unbedingt auf eine feste Beziehung fürs Leben abgesehen haben.
So funktioniert eine Singlebörse – Schritt für Schritt:
1. Entscheidung für die richtige Singlebörse
Entscheiden Sie sich erst einmal für die Singlebörse, die zu Ihnen passt. Die Anmeldung bei allen Singlebörsen ist am Anfang kostenlos, Gebühren fallen erst bei einer Premium-Mitgliedschaft an – oder bei der Nutzung kostenpflichtiger Angebote. Wenn Sie nicht sicher sind, welcher Anbieter der richtige ist, vergleichen Sie im Vorhinein die unterschiedlichen Angebote auf entsprechenden Vergleichsportalen.
2. Kostenlose Anmeldung
Eine Anmeldung bei Singlebörsen ist meist kostenlos und benötigt nicht mehr Zeit als wenige Minuten. Sie geben an, ob Sie Mann oder Frau sind, benötigen eine E-Mail-Adresse und müssen einen Nicknamen und Passwort festlegen.
3. Das eigene Profil
Das Profil, das bei der Singlebörse hinterlegt wird, umfasst in der Regel Foto, Größe, Gewicht, Aussehen, Hobbies, Lebensmotto und ein paar persönliche Worte über sich selbst. Nehmen Sie sich Zeit, es richtig auszufüllen – denn mit einem aussagekräftigen Profil erhöhen Sie die Chance auf Kontaktaufnahmen.
4. Partnersuche
Die Suche nach dem Traumpartner kann losgehen. Sie suchen anhand der Kriterien wie Größe, Wohnort, Sternzeichen oder Alter. Wenn Sie erweiterte Suchkriterien nutzen, können Sie die Anzahl der möglichen Partner eingrenzen.
5. Kontaktaufnahme
Sie haben eine interessante Person gefunden, mit der Sie in Kontakt treten möchten? Dann schreiben Sie ihr eine Nachricht. Dazu haben alle Singlebörsen eigene Mitteilungssysteme. Sie senden einfach eine Nachricht ins Postfach der ausgewählten Person, ohne dass der Empfänger Ihre E-Mail-Adresse sieht. Wenn Sie angeschrieben werden, bekommen Sie die Nachricht ebenfalls in Ihr Postfach sowie eine Mitteilung per E-Mail.
6. Persönliches Treffen
Sind Sie beim Schreiben jemandem nähergekommen? Einem Live-Date steht jetzt nichts mehr im Wege.
Online-Partnervermittlungen
Online-Partnervermittlungen wie z.B. PARSHIP haben einen höheren Anspruch und bieten den Suchenden einen Mehrwert: Sie sehen sich als Partnervermittler, die ihre Mitglieder passend zueinander matchen – mithilfe von Persönlichkeitstests und Algorithmen.
Los geht es nach der Anmeldung mit einem kostenlosen Persönlichkeitstest, von Psychologen herausgearbeitet. Dieser umfasst etwa 50-100 Fragen und ist meist nach ca. 10-25 Minuten ausgefüllt. Die Ergebnisse dieser Tests werden miteinander abgeglichen, und so wird herausgefiltert, welche Mitglieder die meisten Matching-Points haben, also dem Test zufolge am besten zusammenpassen. Diese Personen werden als potenzielle Partner vorgeschlagen. Ist erstmal der passende Flirtpartner gefunden, funktionieren Online-Partnervermittlungen ähnlich wie Single-Börsen – die Kontaktaufnahme erfolgt über das Versenden von Nachrichten.
Was das Verhältnis Mann/Frau bei den Online-Partnervermittlungen angeht, ist es meist recht ausgeglichen. Somit eignen sich diese Plattformen eher für die Suche nach einem festen Partner als für kurze Flirts. Online-Partnervermittlungen sind von Anfang an gebührenpflichtig – die Kosten haben natürlich Einfluss auf die Nutzerverteilung und den Altersdurchschnitt. Je höher die Kosten, desto ernsthafter ist auch die Suche nach einem neuen Partner.
Bei Partnervermittlungen finden sich tendenziell eher Singles, die älter als 30 Jahre sind. Da diese Plattformen auch die Auswahl der Partner übernehmen, sind sie außerdem für diejenigen ideal, die keine Zeit haben, unzählige Kontakte durchzuforsten.
Dating Apps
Der neueste Trend bei der digitalen Liebesjagd: Die Dating-Apps. Sie wurden fürs Smartphone entwickelt und beanspruchen für sich das Attribut der Einfachheit und Schnelligkeit bei der Partnersuche. Da man den unpassenden Partner in Sekundenschnelle auf dem Display mit einem Wischen nach links aussortieren kann, ist es naheliegend, dass hier das Äußere im Mittelpunkt steht. Für mehr reicht die Zeit einfach nicht. Deshalb werden bei den Dating-Apps eher die fündig, die mehr nach schnellen erotischen Abenteuern als nach dem Partner fürs Leben suchen.
Mit dem Trend zum Individualismus kommen in letzter Zeit abseits der großen Online-Partnervermittlungen auch spezielle Dating-Apps auf, die Singles mit Ecken und Kanten unter die Haube bringen wollen – Apps für Hater, Liebhaber des Bartes, Hundefans oder für die Schüchterne.
Und so einfach funktionieren Dating Apps:
1. Installieren
Zuerst können Sie die App des jeweiligen Anbieters kostenlos auf dem Handy installieren.
2. Suchen
Danach erstellen Sie Ihr Profil, und los geht es mit dem Flirten. Die App beginnt, nach passenden Kandidaten in der Umgebung zu suchen und macht Ihnen Vorschläge. Angezeigt werden der Name, das Bild und das Alter.
3. Wischen
Sie können sofort Kontakte knüpfen – mit dem sogenannten Swipe, dem Wischen auf dem Display nach rechts, wenn Ihnen der vorgeschlagene Partner gefällt.
4. Daten
Wenn beide nach rechts wischen, kommt es zu einem Match – Sie können die Person kontaktieren, einem Date steht nichts mehr im Wege.
Klassische Partnervermittlungen
Auch wenn sie fast schon zur aussterbenden Spezies zählen – es gibt sie noch, die klassischen, lokalen Partnervermittlungen. Sie sind in vielen deutschen Städten ansässig und bieten bei der Partnersuche eine besonders individuelle Beratung. Leider ist diese mit sehr hohen Vermittlungskosten verbunden, die im Wettbewerb mit den wesentlich günstigeren Online-Plattformen das Nachsehen haben.
Liebe auf den ersten Klick – einige wichtige Regeln
• Der Nickname
Der Nickname sollte sorgfältig gewählt werden – schließlich vermittelt er den ersten Eindruck. Heutzutage ist die Kombination aus Vorname und Jahrgang weit verbreitet. Allerdings sollten diejenigen, die mit dem Alter nicht gleich ins Haus fallen wollen, vorsichtig bei dieser Wahl sein.
• Das Profil
Das Profil fungiert im Internet wie eine Visitenkarte. Deshalb sollte es natürlich aussagekräftig sein. Schönmalereien sind erlaubt, Übertreibungen oder falsche Angaben dagegen nicht. Natürlich ist dabei das Foto der wichtigste Eyecatcher. Wer also auf ein Bild verzichtet, reduziert seine Erfolgschancen drastisch. Wählen Sie eine halbwegs aktuelle Aufnahme, die mit Photoshop keine Berührungspunkte hatte.
• Zwischen den Zeilen
Beim Online-Dating erfolgt der erste Kontakt auf dem schriftlichen Weg. Anders als in realen Gesprächen sollten Sie in der schriftlichen Kommunikation auf Ironie verzichten – diese birgt Gefahr unnötiger Missverständnisse. Insgesamt sind Nachrichten eher kürzer zu halten – denn wer hat schon Lust, sich E-Mails von einem Fremden in epischer Länge durchzulesen.
• Emoticons
Mit Emoticons und einschlägigen Netz-Akronymen sollten Sie sparsam umgeben, damit Sie nicht für infantil und uneloquent gehalten werden.
• Der richtige Zeitpunkt
Wer sich vormittags auf Online-Plattformen herumtreibt, könnte einen wenig arbeitsamen Eindruck vermitteln. Auch Nachrichten, die in tiefster Nacht versendet werden, machen keinen guten Eindruck.
Online-Liebe – am Ende doch besser?
Ganz gleich, für welche der Online-Plattformen Sie sich auch entscheiden: Ein paar gewichtige Vorteile haben Sie bei der Partnersuche im Internet im Vergleich zu unseren Großeltern auf jeden Fall. Sie sind zeitlich flexibel und müssen mit der Partnersuche nicht bis zum nächsten Sonntag und dem Besuch des Tanzcafés warten.
Zudem ist die Auswahl an potentiellen Partnern natürlich wesentlich größer als auf einem herkömmlichen Tanzparkett. Aber eines kann man Ihnen genauso wenig garantieren wie beim Besuch eines Tanzcafés – dass Sie dabei die wirklich große Liebe finden werden.
Quellen & weitere Links zum Thema:
https://www.sueddeutsche.de/leben/partnersuche-im-netz-stiftung-warentest-singleboersen-genauso-gut-wie-teure-partnervermittlungen-1.2838405
https://www.tagesspiegel.de/themen/partnersuche/online-dating-tipps-und-tricks-online-flirten-nur-wie/9304254.html
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2018-03/online-dating-tinder-partnerwahl-usa-kulturgeschichte
https://www.parship-info.at/